Bericht ab Christina Lake

Erst war es ein Bär, dann zwei, dann drei und dann vier……….

 

Aber bevor ich von nun von unseren weiteren Etappen erzähle, muss ich nochmals auf den ersten Bericht zurückkommen. Und zwar fuhren wir am Morgen nach Abbotsford nach dem obligaten Kaffee ein Stück weiter und kamen an eine Mall, wo wir hofften, ein offenes Lokal für unser Frühstück zu finden. Als wir über die vielen Parkplätze fuhren, kamen wir plötzlich an zwei Polizeiautos vorbei, vier Polizisten standen rum und der fünfte legte gerade einem Mann, der mit nacktem Oberkörper auf dem kalten (brrrr) Boden lag, die Handschellen an. Es war das klassische Bild, das man immer wieder in Filmen sieht!

 

Also, nun zum Christina Lake. Wir haben dort ja eine Suite bekommen, wobei Suite nicht unbedingt dem entspricht, was wir in Europa kennen. Aber wir hatten Stube, Schlafzimmer, Küche und Bad und draussen stand auch noch ein Grill, den ein vorheriger Mieter zurückgelassen hatte. Und da es an Restaurants zum essen mangelte, haben wir uns kurz entschlossen im nahegelegenen Supermarkt mit Food eingedeckt. Zum Apéro gab es Nachos, mit Käse und Jalapenos überbacken und dazu unseren Lieblingswein – einen feinen White Zinfandel. Als Nachtessen hatten wir in der Pizzeria eine Pizza bestellt. Das war eine Pizzeria, wo man nur bestellen und abholen konnte, nicht dort essen.

 

Am anderen Morgen – wir waren uns bewusst, dass es happig werden wird, fuhren wir beizeiten los, hatten wir doch einen ziemlich hohen Pass zu bewältigen. Wir fuhren auf einsamer Strasse bergauf und wie immer scannte ich die Hänge links und rechts. Und tatsächlich, ein ganzes Stück weiter oben war ein Schwarzbär auf der Suche nach Beeren. Ich stellte mein Rad natürlich sofort ab und holte die Kamera raus. Leider hat er dann gleich seinen Strauch Beeren gefunden, sich hingesetzt und angefangen zu essen, sodass ich ihn nicht mehr schön aufs Foto brachte. Lärmen wollte ich nicht, ich will ja keine schlafenden Hunde wecken. Aber immerhin, es war der zweite Bär, den wir sahen und zwar zuerst wirklich wunderschön – gross und mächtig. Weiter fuhren wir bergauf und es ging nicht lange, da streifte ein Baby Bär gleich neben der Strasse durchs Gelände. Leider wollte er sich partout von mir nicht auf den Arm nehmen lassen, dabei hätte ich ihn so gerne geknuddelt. Er war soooo süss mit seiner hellbraun/weissen Nase, hat mich ganz erschreckt angeschaut und sich dann hinter dem nächsten Busch versteckt. Und wer jetzt das Gefühl hat, hier hätte ich doch fotografieren können – das war die einzige wirklich heikle Situation, die wir bis jetzt mit Wildtieren erlebt haben. Denn, wo ein Baby Bär ist, ist die Mutter nicht weit. Wir sind dann auch ganz schnell weitergeradelt und haben erst ein Stück weiter oben angehalten. Offenbar ist dies aber den Einwohnern auch bekannt, denn kaum hatte ich angehalten, hielt auch eine Autofahrerin um zu helfen, falls wir ein Problem mit der Bärenmutter hätten. Ich habe ihr dann bedeutet, dass alles gut sei und sie weiterfahren könne. Das ist toll, steht man irgendwo und schaut den Autos entgegen, fahren die meisten langsamer und checken, ob man Hilfe benötigt. Anyway, irgendwann waren dann auch wir auf dem Pass und dann ging es runter – Théo hatte bis zu 59 Std/km auf dem Tacho, ich etwas weniger. Eine tolle Abfahrt – nach dem Krampf rauf 35 km runter nach Castlegar. Dort hatten wir im Super 8 gebucht. Wir haben dann noch das Städtchen ein bisschen angeschaut und uns ein feines Nachtessen gegönnt. Auch hier sind die Helikopter wieder geflogen, auf einer meiner Fotos seht ihr den Heli und da wir natürlich wieder steigen mussten, kann man auch den See, Castlegar und eben den Rauch eines Waldbrandes erkennen. Weiter ging es nach Salmo – tönt nach Salmon, aber weit gefehlt, kein Fisch weit und breit. Wir besuchten dann zwecks Verpflegung ein Restaurant, wo Théo schon draussen mit einem mageren, etwas kurios aussehenden Typ ins Gespräch kam. Der entpuppte sich aber dann als ganz netter Mensch und da im Restaurant auch ein Geburtstag gefeiert wurde, hatte die Gesellschaft eine Musik organisiert und das waren eben der magere Typ und sein ebenso magerer Kumpel. Wir hörten uns die Country Musik eine Stunde lang an und beim verlassen des Restaurants gab Théo den Musikern 20 Dollar. Seither sind wir dem Typen seine „schweizerischen Freunde“. Aber schön, er hat Freude gehabt, denn die haben echt nicht viel zum Leben. Am anderen Morgen hatte ich dann mein Highlight – ein alter Mann fuhr mit einem noch älteren Cadillac vor. Ein Schätzeli von einem Auto – man müsste ihn nur noch rosarot spritzen (gell Hans, das haben wir doch so besprochen J). Der Donnerstag war der Tag, wo wir die kanadischen Rockies verliessen und in die USA einreisen wollten. Théo hat ja bereits vom Räubergewehr und dem Feldweibel geschrieben. Das war wirklich zum lachen, ich war echt versucht, bei jedem Befehl die Haken zusammenzuschlagen und zu salutieren. Musste aber auch grinsen, was den Feldweibel zu einem knappen Lächeln veranlasste. Aber wie das Räubergewehr uns als erstes angespien hat „Helm ab“, ui, da dachten wir, dass es nicht so einfach werden würde. Aber das sind halt Beamte und diese Prozedere kennen wir inzwischen. Es macht uns auch nichts mehr aus – Regina, wegen denen besuchen wir das Land trotzdem ;.). Also, wir waren nun in den USA, fuhren durch eine wunderschöne Landschaft, genossen die Ausblicke und kamen irgendwann in Ione an. Théo hatte in einem Motel ein Zimmer reserviert und sich gewundert, dass er keine Antwort bekam. Und richtig, die Superlady hatte sein Mail als Spam behandelt und das Motel war ausgebucht. Was dann folgte, beschreibe ich lieber nicht! Wir standen in der Pampa, keine Unterkunft, nichts…. Aber zum Glück gab es noch ein Motel im Dorf, wo wir das zweitletzte Zimmer erhielten. Zwar mit einem Bett, das nur mittels Leiter oder Kommode zu erreichen war, aber insgesamt relativ sauber und in Ordnung. Steht man vor der Wahl, am Nachmittag um drei noch 130 km mit Steigungen zu radeln oder soll man die nicht gerade wunschgemässe Unterkunft nehmen, wird jedem die Entscheidung leicht fallen! Nächstes Ziel war Sandpoint – ein Touristenort und wieder mal etwas grösser. Die Fahrt dorthin war gut, es lief uns bestens, es war zwar mit 128 km eine eher längere Etappe, aber wie immer haben wir viel gesehen. Ach ja, die Seafood-Spaghetti beim Italiener in Sandpoint waren sehr lecker. Gestern dann ging es nach Thompson Falls, ebenfalls ein Touri-Ort und durch den Labor-Day morgen am 3. September natürlich auch wieder fast ausgebucht. Aber auch hier fanden wir noch ein Bett, wobei Ihr lieber nicht wissen wollt, wie das Appartement ausgesehen hat. Aber wir haben trotzdem gut geschlafen, ich pflege dann einfach jeweils ein Frottiertuch auf das Kopfkissen zu legen…. Sooo schlimm war noch keine Unterkunft, dass ich meinen Seiden-Schlafsack, den ich extra gekauft hatte, gebraucht hätte. Ein Erlebnis hatten wir noch auf dem Weg nach Thompson Falls: ein Schwarzbär überquerte wieder vor uns die Strasse. Aber unser Herzschlag erhöhte sich nicht, weil wir Angst vor dem Bären hatten, sondern weil von beiden Seiten Autos kamen. Zum Glück haben die aber ihr Tempo reduziert, denn ich hätte ungern gesehen, wie ein Bär überfahren wird. Es reicht an den vielen, vielen Kreuzen, die der Bezirk für jedes Todesopfer an der Strasse aufstellt – es sind sicher über hundert Kreuze. Und etwa 40 Deers, die überfahren wurden und nun im Strassengraben still vor sich hinstinken L. Wir mussten immer wieder mal die Luft anhalten. Durch das Swan Valley ging es dann immer mehr oder weniger leicht bergauf und nun sind wir in St. Regis. Neben uns führt der Interstate 90 durch. Ob wir auf diesem direkt nach Missoula fahren dürfen, müssen wir noch abklären. Es fndet auch noch ein Rodeo hier im Ort statt, alles ist voll von Besuchern und Gästen.

 

Ich hoffe, ich habe Euch ein bisschen von unseren vielen Eindrücken wiedergeben können. Wenn Ihr die Fotos betrachtet, seht ihr das eine oder andere, das ich im Bericht erwähnt habe. Ach ja, es ist wirklich war, der Nägeli wohnt auch hier …….

 

Danke für die lieben Kommentare, die ihr mir auf den verschiedenen Medien immer wieder zukommen lässt.

 

 

 

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